Dienstag, 11. April 2017

Leeres Blatt oder wie sich mal ganz schnell das Thema selbst entscheidet



Ich sitze vor dem leeren Blatt, okay es ist kein Blatt mehr, so wie früher, sondern es ist der Bildschirm auf meinem iPad und der Cursor blinkt und starrt mich an. Er blinkt und ist ganz neu und frisch und bereit für ein neues Abenteuer.

Ob er schon weiß, was ich schreiben werde? Ist er schlauer als ich? Inzwischen füllt sich das Blatt mit ein paar Buchstaben. Die Buchstaben bilden Wörter und die Wörter bilden Sätze. Das finde ich total spannend.

Speed Dating

Während ich das hier schreibe, lese ich das natürlich mit und forme meine Gedanken in Sätze und schreibe diese dann auf. Eine Freundin von mir, war jetzt auf einem Seminar zu "Speed Reading", nicht zu verwechseln mit "Speed Dating".

Beim "Speed Dating" geht es darum, möglichst viele Aspekte und den 1. Eindruck miteinander zu verknüpfen, um zu entscheiden ob der Gegenüber zu mir passen könnte bzw. ob ich ihn interessant genug findet, um mich länger mit ihm zu beschäftigen und ob ich ihn gern wiedersehen möchte.

Hierbei ist anzumerken, dass Männer wohl immer von sich überzeugt sind und sich ziemlich sicher sind, dass die Mädels sie auch gut fanden und dass das 100%ig passt. Was aber selten der Fall ist. Ja, ich kenne auch jemanden, der mal auf einen "Mimik-Seminar" (Mimikresonanz) war.

Und so hat sich jetzt gerade das Thema für diesen Artikel selbst ergeben. Angedacht, in meinen Kopf, war eher so eine Idee von Wörtern und leeren Blättern und ungeschriebenes Blatt und wie man das mit dem Leben vergleichen kann. Aber das ist momentan nicht dran, wir sind also heute beim Thema Seminar.

Seminar

Es gibt wohl für alles und jedes Thema, sei es noch so abwegig, ein Seminar. So wie es wohl für alles und jedes eine Selbsthilfegruppe gibt. Wusstet ihr dass es auch eine Selbsthilfegruppe für anonyme Arbeitssüchtige gibt?

Ich war schon auf etlichen Seminaren. Laut Wikipedia ist ein Seminar, "... eine Lern- und Lehrveranstaltung, die dazu dient, Wissen in kleinen Gruppen interaktiv zu erwerben oder zu vertiefen."

Rückblick

Ich war erst letztes Wochenende zu einem Schminkkurs der Volkshochschule. Also es hieß natürlich nicht Schminkkurs sondern BUSINESS - GUT AUSSEHEN UND DAMIT AUCH GUT AUFTRETEN. Sehr interessant. Irgendwann möchte ich auch mal ein Seminar geben. Okay, was könnte das sein? Kindererziehung, vegetarische Ernährung, effektive Sekretariatsführung, Überleben im Alltag von Beruf und Kindern, Gärtnern für Anfänger, Bücher die man gelesen haben sollte oder lieber nicht lesen sollte ....

Was habe ich noch erlebt?

Ich war früher Grufty und Punk. Wahrscheinlich könnte ich ein eigenes Buch über die verschiedenen Sportarten schreiben, die ich schon ausprobiert habe. Oder was ich sonst noch alles so ausprobiert habe. Ich habe halt noch nicht das gefunden, was mir wirklich liegt oder wo ich mich wohlfühle.

Suche

Ich bin wahrscheinlich noch nicht bei mir selbst angekommen und deshalb immer und immer wieder auf der Suche. Auf der Suche nach mir selbst. Und mit jedem neuen Kurs und jede neue Erfahrung, erfahre ich ein kleines Puzzleteil mehr von mir. Vielleicht ergibt sich irgendwann ein großes Ganzes. Ganz im Hier und Jetzt leben, in mir selbst ruhen und dann noch zufrieden sein. Einfach glücklich sein. Das ist mein Ziel.

Weg

Aber vom Ziel zurück zum Weg. Ich habe schon einen Bauchtanzkurs besucht, war in Weightwatchsersgruppen, habe mich in Bootcamps draußen im Schlamm gewälzt, bin in einem Kletterkurs 20 m an einer Wand hochgeklettert. Und eine Kollegin hat mir gestern erzählt, dass sie Flugstunden nimmt. Jetzt überlege ich die ganze Zeit, ob das nicht auch was für mich wäre?

Glück

Ich glaube ich bin noch lange nicht angekommen. Es gibt noch so viel was ich gerne ausprobieren möchte. Ob ich irgendwo mal bleibe? Keine Ahnung. Momentan beschäftigt mich die Familienstammbaumrecherche auch. Natürlich weil ein lieber Kollege mich dazu inspiriert hat. Und während ich das hier schreibe, fällt mir auf, dass ich immer nur Dinge probiere, die andere toll finden. Dinge, die andere glücklich machen. Vielleicht in der Hoffnung, dass ich dann auch glücklich werde?! Das dieses Glück ein bisschen auf mich abfärbt?

Was natürlich totaler Quatsch ist. Eigentlich müsste ich Dinge machen, die MIR Freude machen.

Mhmmm, darüber muss ich jetzt erst mal nachdenken.

Okay, ich bin ein weißes leeres Blatt, wenn ich noch mal von vorne anfangen dürfte, was würde ich tun, was würde ich anders machen? Was würde MICH glücklich machen?


"Das Glück, kein Reiter wird's erjagen, es ist nicht dort und ist nicht hier. Lern überwinden, lern entsagen, und ungeahnt erblüht es dir." (Theodor Fontane)



Montag, 3. April 2017

Tappas mit guten Gedanken



Ich war auf einer Lesung. Auf einer Lesung von Gedichten und Sprüchen und Aussagen und Sinntexten. Mit irischer Begleitmusik auf einer Conzertina und irischen Liedern. Und das in einer spanischen Tappasbar.

Kultur im Keller.

Um es vorweg zu nehmen, es war gar nicht so schlecht. Die Atmosphäre war interessant und nach dem Essen fand ich die Musik auch gar nicht mehr so schlimm. Ich habe nicht alle Texte verstanden, aber das Essen war lecker.

Was vorher geschah

Als ich anrief um 2 Karten für mich und meine Freundin zu reservieren, meinte der Wirt mürrisch: "Oh mann, wir haben das Plakat noch gar nicht aufgehangen und es sind schon über 30 Reservierungen." Er grummelte weiter in sein Telefon und ich war sprachlos. Das ist doch sein Umsatz, er sollte sich doch eigentlich freuen. Wir einigten uns auf "na gut, ausnahmsweise reserviere ich Ihnen 2 Karten." Ich fühlte mich unerwünscht und lästig.

Der Anfang

Als wir dann wenige Tage später das Restaurant betraten, wurden wir mit "Sie wollen bestimmt zur Lesung" begrüßt. Okay, wir sehen also aus wie jemand, der zu einer Lesung möchte und anscheinend nicht wie der typische touristige Tappasbarbesucher.

Es ging in den Keller, Treppen um Treppen. Wir kamen in einen dunklen, muffigen Raum, viel zu überhitzt und klein und schlecht beleuchtet.

Die Bestellungen

Im Eintritt inbegriffen war ein Tappasteller, später als Naschteller deklariert. Auf die Frage: "normal oder vegetarisch" wollte meine Freundin wissen, was denn auf dem vegetarischen Teller drauf sei, die Antwort von der Wirtin "das weiß ich doch nicht."

Eine Bedienung, ein sehr junger Mann mit langer Schürze, darunter eine kurze Hose und Turnschuhe, fragte dann nach unseren Getränkewünschen. Meine Freundin wollte eine Maracujaschorle. Er: "was ist denn das? Was alkoholisches? Wir haben hier nur normale Sachen wie Apfelsaft, Orangensaft und Ananassaft." Okay, ich hörte hier zum ersten mal, dass es auch Ananassaft gibt, aber es war anscheinend "normal".

Auftritt des Wirtes

Als ER den Raum betrat, wusste ich sofort ER ist es. Ein sehr beleibter Herr betrat den Raum, zwängte sich trotz seiner Leibesfülle durch die engen Stuhlreihen und verteilte Brot und die leckerste Aioli, die ich je gegessen habe. Eine Dame neben uns wollte gern die Weinkarte haben. ER motzig: "wozu, was wollen Sie denn trinken. Das sind alles spanische Weine, die wir selber importieren, die Namen sagen Ihnen sowieso nix. Damit können Sie nichts anfangen. (Meine Anmerkungen: wozu hat man dann eine Karte?) Sie, etwas beleidigt, ich kann schon Etiketten lesen. Letztlich einigten sie sich auf ein Glas trockenen Rotwein. Als ER ihr das Glas dann später brachte und sie die Frage bejahte ob der Wein schmeckt, sagte ER: "ihr Gesicht hat aber gerade was ganz anderes gesagt." Sie sagte dazu nichts.

Die Zettel

Die Getränke wurden auf den Eintrittskarten vermerkt, da es in dem kleinen Raum aber so eng war, gab der Kellner immer einen Kugelschreiber durch und wir durften uns selbst aufschreiben, was wir bestellt hatten. Man könnte anmerken, dass nicht alles gebracht wurde, was man bestellt hatte, aber es kann auch sein, dass der Raum so klein ist, dass er einfach manche gesagte Worte verschluckt hat.

Das Essen

Mitten im Gedicht während wir alle gespannt lauschten, erschien der Wirt in der Tür, unterbrach das Gedicht und meinte: "wir wären dann mit dem Essen soweit." Das lasse ich mal unkommentiert hier stehen. Das Essen an sich, der "Naschteller" war der Hammer, total lecker und eigentlich nicht gerechtfertigt für den niedrigen Preis.

Auftritt SIE

Mitten in einem anderen Gedicht, nachdem wir die Pause beendet hatten, hatte die Wirtin ihren großen Auftritt. Sie unterbrach zögernd aber bestimmt und verlas ein Kennzeichen. Es traf unsere Musikerin, sie: "was ist mit meinem Auto?" SIE: "nichts, aber nun komm Kind, du hast nichts angestellt. Aber komm." Letztlich ist jemand auf ihr Auto raufgefahren, aber es ist nichts groß weiter passiert.

Die Stimme

Nachdem unsere Musikerin von ihrem kleinen Ausflug aus den Tiefen des urigen und wenn man erst mal drin ist, sehr gemütlichen, Kulturkellers wieder da war, sang sie wieder eines ihrer irischen Lieder. Ich muss schon sagen, dass ich am Anfang dachte, oh nein, bitte fange jetzt nicht an zu singen. Aber es war der Oberhammer, ich starrte (mein Ulrich (siehe Artikel von letzter Woche) wäre stolz auf mich, in die Flammen der Kerzenleuchter. Und ich war gedanklich sofort und total nach Irland versetzt. Es hätte mich wirklich nicht gewundert, wenn wir wirklich plötzlich in einen irischen Pub gewesen wären. Sie sang also einfach nur wundervoll und ich sah die grünen Hügel und fernen Weiten regelrecht vor mir. Auch das Spielen der Conzertina (eine Art kleines Akkordeon) war einfach nur grandios, selbst das "Klappern" mit 2 Löffeln war einfach ein einmaliges Erlebnis, was einen lange in Erinnerung bleibt.

Das Fazit

Es war ein toller und intensiver Abend. Es fühlte sich an wie die Aufnahme in einen geheimen Geheimclub. Und ich würde ihn jederzeit genauso wieder machen. Und ja, ich würde auch wieder in diese Tappasbar gehen. Die sind einfach authentisch, sie sind Leben.

Denn das Leben ist wie eine Tappasplatte, man weiß nie was man bekommt, ob es alles schmeckt und ob man es mag. Aber es ist immer wieder spannend und aufregend und meistens auch lecker ;o)




Freitag, 24. März 2017

Ich habe mit einer Rosine gesprochen oder warum wir im Hier und Jetzt leben sollten


Ich war letzten Sonntag auf einem Achtsamkeitsseminar.

Warum?

Achtsamkeit ist ja momentan in aller Munde und jetzt bin ich nicht so unbedingt der Trendsetter, der jeden neuen Hype mitmachen muss, aber ich probiere gern neue Sachen aus und ein Arbeitskollege, der schon so ein ähnliches Seminar besucht hat, ist immer die Ruhe selbst und mit sich selbst sichtbar im Reinen. Und das wollte ich auch mal probieren.

Setting

Ich betrete den Raum der VHS und mich erwartet ein Mann in den mittleren Jahren mit T-Shirt, Jogginghosen und Barfüßchen und Spitzbart. Ulrich. Ulrich ist unser Yogalehrer.

Die anderen

Teilnehmer wir sind nur 5 von angemeldeten 12, sind eher ein stilles Grüppchen. Eine Frau mit Dr.-Titel, ein Mann, der den Kurs von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen hat (was mir mehr Fragezeichen aufwirft als Antworten z.B. Warum ist nur er hier und nicht seine Frau oder seine Schwiegermutter und dass ich z.B. Ausrasten würde, wenn meine Schwiegermutter mir so etwas schenken würde) und 2 Freundinnen, wobei eine total offen für alles ist und die andere im starken Berliner Dialekt ihren Unmut und die Nichtwirksamkeit des Seminars schon im Vorfeld verkündet. Tja und ich.

Kurzer Fluchtgedanke

So weit so gut, als wir die Vorstellungsrunde beendet haben, alle im Schneidersitz auf unseren Turnmatten und Meditationskissen sitzend, möchte Ulrich einen "Auszeit-Engel" bestimmen. Dieser Engel soll die Schwingungen der Gruppe erfühlen und eine Pause verordnen, wenn die Energie im Raum nicht mehr stimmt. Es meldet sich niemand und ich bin kurz davor, meine Sachen zu packen und zu gehen. "Auszeit-Engel", also wirklich. Ich dachte wirklich, sowas gibt es nur im Fernsehen.

Die Übungen

Wir lernen den Bodyscan kennen, wo ich fast einschlafe und danach fix und fertig bin. Also wenn das Entspannung ist, dann ist Entspannung wohl doch nichts für mich.

Wir lernen Sequenzen, aus dem Yoga kennen, wo ich besonders das "Nachspüren" nach jeder Übung interessant fand. Wie fand mein Körper das jetzt, als ich das Bein nach links gestreckt hatte, wie fühlte es sich an? Wie fühlt es sich jetzt an? Manchmal waren sowohl mein Geist als auch mein Körper ratlos.

Und zu guter Letzt Mediation. Wir machen Atemübungen und eine Gehmeditation. (Wo Mrs. Berliner Dialekt sich nach 1 Minute wieder hinsetzt, während wir anderen von Ulrichs Stimme geführt durch den Raum bewusst und achtsam gehen, den Blick immer 1-1,5 m vor uns gerichtet.)

Interessant ist hier auch, dass wir zwar 5 Schüler waren, Ulrich uns aber immer mit „du“ redete. Also "du spürst jetzt, du atmest ganz ruhig ein usw." Ich fühlte mich immer irgendwie nicht angesprochen. Wir waren doch eine Gruppe und welches DU war jetzt ICH? Aber das wird jetzt zu philosophisch.

Die 3,2,1-Meditation, die mit Ebay wohl nichts zu tun hat, war auch nicht ganz meins. Man sollte sich erst auf 3, dann auf 2 und dann auf 1 Sache im Raum konzentrieren, die man hört und sieht. Also bewusst wahrnimmt. Da außer Ulrichs Stimme und das laute Atmen der Doktorin nichts zu hören war (dass die ganze Zeit nach der Mittagspause der Bauch der Frau Doktorin komische Geräusche machte, erzähle ich hier lieber nicht), war die Übung schwierig für mich.

Cranberry

Und was war jetzt eigentlich mit der Rosine mögt ihr euch fragen? Tja, das war Teil einer Essensmeditation. Wir durften uns jeder eine Nuss, Rosine oder Cranberry aus einer Tüte Studentenfutter nehmen. Und dann fühlten wir die Rosine und rochen an ihr und betrachteten sie mit Liebe. Als Ulrich dann aber meinte, jetzt halten wir die Rosine an unser Ohr. Konnte ich nicht mehr an mich halten und kringelte mich vor Lachen am Boden. - ich wurde ignoriert - Wir sollten jetzt hören, was die Rosine für Geräusche macht, wenn wir sie drücken oder quetschen. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, wie "gleich fragen wir die Rosine wie es ihr geht und ob sie etwas dagegen hat, wenn wir sie gleich essen" oder "meine Rosine sagt mir gleich, dass sie eigentlich eine Cranberry ist und keine Rosine."

Es war herrlich. Letztlich durften wir sie mit den Lippen berühren und spüren und 1x raufbeißen und dann aufessen und mit der Zunge die Reste der Rosine ertasten. Oh man, die weiteren Details erspare ich euch.

Gefragt nach unserer Meinung, erzählte ich von meinen "abtrünnigen" Gedanken. Ulrich ganz cool: "und wo warst du gedanklich die letzten 30 Minuten?" Ich "ganz bei der Rosine". Ulrich: "Ziel erreicht." Und das verblüffte mich, denn er hatte recht. Ich hatte doch tatsächlich 30 Minuten mal keine Pläne gemacht und mich somit ganz im Hier und Jetzt befunden.

Fazit

Es war total abgefahren und eine völlig neue Erfahrung für mich. Normalerweise plane ich 110% meines Tages durch. Und sich dann einfach mal einen ganzen Sonntag nur mit sich selber und dann noch genau im Hier und Jetzt zu spüren und zu fühlen, ist etwas ganz Neues.

Ich werde wahrscheinlich noch eine ganze Weile bei dem Anblick einer Rosine in schallendes Gelächter ausbrechen. Aber genauso lange und oft hoffe ich doch, ab und zu mal innehalten zu können, sei es bewusstes Treppenlaufen (Ulrich) oder einfach mal ruhig und bewusst atmen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.

Denn „Die Meisten verwechseln Dabeisein, mit Erleben.“ (Max Frisch)


Donnerstag, 16. März 2017

Warum ich nicht mehr schreibe oder warum aller Anfang schwer ist - und das immer wieder



Warum habe ich seit November nichts mehr geschrieben?

Tja, eine sehr gute Freundin würde sagen, okay analysieren wir die ganze Sache mal Schritt für Schritt:

*  sobald ich etwas aufschreibe ist es vergessen. Vergessen in dem Sinne, "aus den Augen, aus dem Sinn." Manchmal habe ich Artikel von mir gelesen und gedacht, "wow, das habe ich geschrieben?!" Ich müsste also mal eine Art Inhaltsverzeichnis machen, so stichpunktartig. Es ist nicht so, dass mich die Artikel oder die Themen, die darin abgehandelt wurden, nicht mehr beschäftigen würden. Es ist vielmehr so, dass ich, wenn ich mich damit beschäftigt habe, der Dreh- und Angelpunkt sich verlagert hat und ich wieder bereit bin für neue Sachen. Die Themen wandern also, wenn man meine Gedankenströme in meinem Kopf als Kreis betrachten würde, in den Rand, während ein neues Thema im Mittelpunkt steht.
*  Und ja, ich bin da wahrscheinlich, etwas männlich veranlagt, bei mir steht immer nur ein Thema im Mittelpunkt. Und über dieses eine Thema kann ich mich stundenlang aufregen oder es drehen und hin- und her wälzen. Es in allen möglichen Varianten von "was wäre wenn" durchspielen. Oft natürlich auch mit "hätte ich nur" oder "hätte ich doch nicht" oder "hätte ich nicht lieber so handeln sollen" oder "doch lieber so".
*  Letztlich vergebene Liebesmüh, denn wenn etwas vorbei ist, ist es vorbei und kann nicht mehr  geändert werden. Der richtige Schritt wäre, das einfach zu akzeptieren und das Beste aus der Situation zu machen. Aber soweit bin ich noch nicht, auch wenn ich es theoretisch weiß.
*  Apropos Situation, ich probiere neuerdings weniger Pläne zu machen, das heißt, ich versuche mehr im Hier und Jetzt zu Leben. Was für mich schwer ist, denn ich liebe Pläne. Das gibt mir Sicherheit, Kontrolle und Selbstvertrauen. Aber wir wissen alle, dass das Leben nicht planbar ist. Daher übe ich mich in Spontanität und auf mein Gefühl im Hier und Jetzt zu hören. Was brauche ich, was tut mir gut, ich versuche gut für mich zu sorgen.
*  Apropos gut für sich sorgen, ich habe seit Oktober auch viel an mir gearbeitet. Und wenn man nach 35 Jahren plötzlich anfängt, sich um sich selbst zu kümmern, statt immer nur um andere und versucht zu verstehen, warum man so fühlt, wie man sich gerade fühlt und einfach probiert glücklich zu sein, im Hier und Jetzt - dann ist das harte Arbeit. Dann hat man keine Lust mehr, sich donnerstags hinzusetzen und auch noch einen Artikel darüber zu schreiben, wie man sich gerade fühlt und warum das so ist. Denn das ist es ja, ich schreibe immer Artikel über Dinge, die mich gerade im Moment beschäftigen.
*  Also habe ich mir eine Auszeit genommen, eine Pause vor mir und meinen Gedanken.
*  Andererseits war das hier ja als eine Art öffentliches Tagebuch gedacht. Denn nach wie vor, liebe ich es zu schreiben, aber manchmal habe ich Angst, was am Ende rauskommen könnte. Und letztlich ist es so, dass ich mich seit Oktober den Themen genähert habe, die mich wirklich im Innersten beschäftigen, die mich und mein Wesen ausmachen. Aber ist das für die Öffentlichkeit bestimmt? Interessiert das überhaupt jemanden? Bzw. Ist es überhaupt für jemand anderen wichtig außer für mich?
*  Und apropos Öffentlichkeit, das war auch noch ein Hinderungsgrund. Wer einen öffentlichen Blog schreibt, braucht ein Impressum. Und das muss zu 100% stimmen, sonst kann jemand deine Gedanken klauen oder dich verklagen oder dich stalken oder was auch immer. Es ist also ein Zwiespalt, ich will schreiben, aber am liebsten möchte ich, dass es keiner liest. (Meine Angst -  vielleicht schon mal in einem Artikel erwähnt, keine Ahnung, ich habe ja noch kein Inhaltsverzeichnis - ist es einfach so aus dieser Welt zu verschwinden ohne Fußspuren hinterlassen zu haben) Ich möchte also auf der Bühne stehen und Applaus bekommen, aber ohne gesehen zu werden, um es mal bildlich auszudrücken. Das dies unmöglich ist, leuchtet sogar mir ein. *grins*
*  und dann noch dieser Druck, dieser "Like for Relike"-Stress in Facebook, diese Werbung in eigener Sache machen, damit man ganz viel Klicks bekommt. Dazu Statistiken, wer hat von wo und wie auf meine Seite geklickt. Das ist nicht wichtig für mich. Und dennoch ist es notwendig, wenn ich mich nur irgendwie in Richtung Bühne bewegen will.
*  Fassen wir also zusammen, ich stehe mir und meinen Träumen mal wieder selbst im Weg. Höchstwahrscheinlich wurde Rom nicht an einem Tag erbaut und auch noch nie ein Buch an einem Tag geschrieben. Also muss man einfach anfangen und das immer und immer wieder. Jeder Schritt ist ein Schritt. Und ein Schritt nach vorne kann nie ein Schritt zurück sein. In China gibt es dafür ein Sprichwort:

"Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben.“

Und in diesem Sinne, werde ich es versuchen, und das jeden Tag aufs Neue. Ich werde versuchen mir selbst treu zu bleiben, weil mir das wichtig ist. Aber trotzdem einfach anfangen, und ist der Schritt auch noch so klein. Es muss nicht gleich alles perfekt sein.

Denn der Weg ist das Ziel!



Donnerstag, 10. November 2016

Möge die Macht mit dir sein oder welche Superkraft hättest du gerne?

Wenn du dir eine Superkraft aussuchen könntest, was wäre das dann und warum? Diese Frage kam heute auf der Arbeit auf und mein 1. Gedanke ist beim näheres Betrachten eigentlich ein Witz.

Ich wollte nämlich gern Gedanken lesen können mit An- und Ausknipser. Und das nur aus dem Grund, damit ich weiß, was andere denken. Einfach wieder das leidliche Thema: Eigen- und Fremdbild. Warum ist es mir nicht egal, was andere von mir denken? Warum ist es nicht viel wichtiger oder eigentlich als einzigstes wichtig, was ich von mir denke?

Denn einen wirklichen Vorteil aus dem Gedankenlesen hätte ich nicht. Ich könnte damit nicht unbedingt mehr Geld verdienen. Ich könnte kein Lotto spielen oder an der Börse spekulieren. Ich könnte damit nicht den Weltfrieden herbeiführen oder eine Rakete zur Venus schicken oder fremde Galaxien erforschen. Ich könnte noch nicht mal einen Mord verhindern und die Welt zu einem besseren Ort machen. Wozu also das ganze?

Sinnvoller ist da vielleicht schon die Superkraft in die Zukunft schauen zu können. Man denke da nur an die Filmklassiker "Zurück in die Zukunft I-III". Man könnte damit echt die Welt verändern, vor allem in monetärer Hinsicht. Aber irgendwie ist es auch gruselig, es gibt dazu ja einige Serien, z.B. "Allein gegen die Zukunft", wo jemand immer die Zeitung von morgen bekommt und dann versucht die bösen Schlagzeilen zu verändern. Er hetzt also den ganzen Tag durch die Gegend um irgendetwas abzuändern oder zu verhindern. Stressig und echt gruselig. Und wenn man da weiterdenkt, man fuscht damit ja eigentlich Murphy ins Schicksal, man beachte da "Final Destination Teil 1-5 (Teil 6 wird gerade produziert)". Das ist mir dann zu heikel.

Wenn man meinen 4jährigen Sohn hingegen fragt, welche Superkraft er gerne hätte, sagt der sofort, dass er gern fliegen können würde. Überaus praktisch, wenn man schnell irgendwo hin will. Besonders jeden morgen wenn ich im Stau stehe, wäre das durchaus sinnvoll. Aber sonst? Muss ich dazu ein Cape anziehen ala Superman oder brauche ich einen Besen wie Harry Potter?

Apropos Harry Potter, wie wäre es denn mit einem Unsichtbarkeitsumhang wie in Teil 1, bei "Der Stein der Weisen"? Da könnte man mal Mäuschen spielen und in Meetings mitlauschen oder auch Aktientipps und ähnliches aufschnappen. Für den Anfang vielleicht ganz witzig, aber sonst?

Witzig wäre es natürlich auch durch die Wände (oder für Erwachsene durch die Kleidung) schauen zu können. Aber ganz ehrlich, wollen wir das wirklich? Was bringt uns das? Man könnte wahrscheinlich buchstäblich hinter die Fassade des Nachbarn schauen, der immer einen auf heile Welt spielt. Aber macht uns das zufriedener?

Letztlich ist es ja das, was zählt im Leben. Zufrieden sein. Und was hat man davon, wenn man sich ewiges Leben wünscht? Das sieht man ja an den ganzen Vampirserien (angefangen mit "Interview mit einem Vampir" über "Biss zum Morgengrauen usw.") Dass das auf Dauer nicht wirklich witzig ist, wenn man immer wieder seine Lieben kommen und gehen sieht und immer und immer wieder muss man sich an neue Sachen gewöhnen, die aber auch nicht von Dauer sind. Denn alles ist vergänglich außer man selbst.

Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es, dass ich weniger wiege, mehr Geld verdiene, aber weniger arbeiten muss, mehr Zeit für meine Kinder habe und insgesamt zufriedener wäre. Nicht dauernd im Stress und von einer Sache zur nächsten hetzen. Aber welche Superkraft würde mir dabei helfen?

Wahrscheinlich keine, ich glaube ja, dass allein in mir die Kraft ruht, mein Leben zu ändern. Dafür benötige ich keine Superkraft. Ich muss nicht superstark sein, oder Elasticgirl oder zaubern können. Es würde mich nicht wirklich zufriedener machen. Es würde Abwechslung in mein Leben bringen, aber ich würde die Welt nicht ändern können.

Ich kann nur meine kleine Welt jeden Tag aufs neue ein klein bisschen besser machen. Und darauf hoffen, dass vielleicht nicht aus jedem aber aus einigen kleinen Samenkörnern der Veränderungen, große Bäume werden, die mir Halt geben können. Denn Bäume sind superstark, leben eine kleine Ewigkeit, ihre Blätter können fliegen und sie werden auch so manchen Gedanken erhaschen können.

Zwar heißt es "Ein einzelner Baum ergibt noch keinen Wald" (aus China) aber auch

"Der Baum selbst gibt zur Axt den Stiel, die seinem Leben setzt ein Ziel." (Jüdisches Sprichwort)

Und das lässt mich dann doch schmunzeln und bringt meinen Tag heute zu einem guten Abschluss.


Donnerstag, 3. November 2016

Aus der Sicht des anderen oder der Spiegel


Dass das, was man an einem anderen Menschen am meisten nicht mag, bzw. Was einem am meisten stört, genau das ist, was einem an einem selber am meisten stört, das wusste ich schon.

Es war ein langer Prozess und auch ziemlich hartnäckig und anstrengend. Denn wenn man über seine Kollegin schimpft oder auch über seinen Mann. Und sich dann mal überlegt, was man denen immer so insgeheim vorwürft, da wird einem schon klar, wenn mal ganz ehrlich zu sich selber ist, dass es genau das ist, was einem an einem selber stört. Es ist so, als würde man sich immer selber einen Spiegel vorhalten.

Viele meiner jetzigen Freundinnen konnte ich am Anfang nicht leiden. Aber letztlich waren wir uns immer ähnlicher als ich befürchtet habe. Und letztlich war genau, das, was ich ihnen immer vorgeworfen habe, genau das, was uns letztendlich zusammengebracht hat. Zu einer Freundin sagte ich mal: "ich bin lieber mit dir befreundet, als mit dir zusammenzuarbeiten." Und da ist was wahres dran. Wir sind uns vom Arbeitsstil zu ähnlich und würden uns somit immer wieder in die Quere kommen. Ich warf ihr am Anfang Dominanz und Besserwisserei (ja, auch Klugscheißerei vor) und natürlich Kontrollwahn und dass man alles und jedes kommentieren muss. Aber letztlich sind das genau meine Eigenschaften, die mich ausmachen.

Wenn ihr euch also das nächste Mal über jemanden aufregt, bedenkt vielleicht dabei, dass ihr euch eigentlich über euch selber aufregt *grins*

Ich sehe das immer sehr schön an meinen Kindern. Der Große "erzieht" jetzt mit seinen 4,5 Jahren unseren Kleinen mit 2 Jahren. Die ganzen Erziehungssprüche hat er natürlich von uns. Und wenn er also mit dem Kleinen spricht, erkennen wir unsere Erziehungsmethoden und hören Sätze wie "aber das darfst du nicht.", "man muss aber Hände waschen." Und "hauen tut man nicht" und "tun tut man auch nicht". Das ist manchmal echt gruselig und hält einem echt einen Spiegel vor. "Das musst du jetzt so und so tun. Verstanden?!"

Äh, okay, wir werden demnächst unsere Erziehungsmethoden also überdenken.

"Unsere Fehler stören uns am meisten, wenn wir sie an anderen bemerken."

Und Achtung, jetzt kommt ein neuer Aspekt hinzu. Denn neulich las ich, dass auch das was man an anderen am meisten bewundert oder toll findet, eigentlich auch genau eine Eigenschaft ist, die man selbst besitzt. Also quasi auch ein Spiegel nur im positiven Sinne.

Diesen Aspekt fand ich im ersten Schritt sehr suspekt. Ich finde z.B. An meinem Mann toll, dass er immer so gelassen ist und mit dem zufrieden ist, was er hat. Und ich soll jetzt auch gelassen sein oder gar zufrieden? Oder ich finde an meiner Kollegin toll, dass sie immer so eine gute Laune verbreitet. Oder an meiner einen Freundin, dass sie alleinerziehende tolle Mama von 3 Kindern ist und trotzdem Vollzeit arbeitet.

Aber je länger ich darüber nachdenke, was ich an anderen so toll finde, umso mehr Sachen oder Dinge fallen mir ein, die wirklich auf mich zu treffen. Nicht weil ich es so denke, nein, soweit bin ich noch nicht, aber weil es mir andere Leute schon mal so gesagt haben.

Genau dass ich eben immer gelassen "erscheine" (und ich glaube, darauf kommt es auch an, nicht wie es in mir drinnen aussieht, sondern wie es nach außen wirkt) und wohl auch eine positive Ausstrahlung habe. Wäre ich nie im Leben allein darauf gekommen. Und letztens sagte eine Bekannte zu mir, als ich sagte dass es der alleinerziehenden Vollzeitmami gut ginge, da sie ja eine echte Powerfrau wäre, antwortete die Bekannte: "ja, du weißt ja selbst wie das ist, du bist ja auch eine." Ich wusste wirklich nicht, was sie meinte und es ratterte nur langsam in meinem Kopf, denn ich würde mich nie selbst als Powerfrau sehen.

Selbstbild und Fremdbild gehen hier also weit auseinander. Immer noch. Aber ich arbeite dran und möchte mit den Worten von Virginia Satir schließen:

"Ich bin es mir wert, genauso wie ich bin, angenommen und geliebt zu werden, hier und jetzt. Ich bringe mir Liebe entgegen und nehme mich an, ich beschließe, von heute an ganz zu leben."

Und das ehrlich mir selbst gegenüber und meinen Gedanken. Und immer mit der Überlegung im Kopf, wenn ich mich über andere aufrege, dann rege ich mich eigentlich über mich auf und das was ich an anderen toll finde, ist ein Teil von mir.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Nach- und Querdenken!



Donnerstag, 13. Oktober 2016

Freundschaften, Bahnhöfe und Endstationen



Auf Wunsch einer treuen Leserin geht es heute um Freundschaften. Und darum, warum Freundschaften und das Leben so ähnlich sind wie Zugfahren.

Ich bin ein Zug, mein Leben ist ein Zug. Mal ist es eine Regionalbahn, mal ein ICE, mal so ein superschneller Magnetschwebeexpresszug und mal ist es eine Bimmelbahn. Manchmal bin ich der Lokführer, mal der Schaffner, der die Fahrgäste kontrolliert ob sie überhaupt Fahrkarten haben und an meinem Leben teilhaben dürfen. Mal bin ich nur Fahrgast in meinem Zug des Lebens, manchmal auch nur blinder Passagier.

Mal fährt der Zug schnell, mal langsam, mal gar nicht. Manchmal ist er nämlich aus Versehen auf ein Abstellgleis gefahren und muss erst wieder rückwärts fahren, um in die richtige Richtung fahren zu können. Und da muss man warten und sich in Geduld üben.

Manchmal habe ich das Gefühl der Zug des Lebens fährt immer nur im Kreis, so dass ich die ganze Landschaft schon kenne. Ich meine dann jeden Baum, jeden Grashalm schon beim Schatten zu erkennen.

Manchmal ist es draußen arg neblig, so dass ich gar nichts sehen kann. Dann wiederum prasseln die Regentropfen ans Fenster. Manchmal blendet auch die Sonne und es ist auch total stickig im Zug, so dass man meint keine Luft mehr zu bekommen, da die Klimaanlagen mal wieder ausgefallen sind.

Manchmal sind mir die Abteile zu voll und ich möchte am Liebsten aussteigen, doch das geht nicht, denn es ist verboten. Man kann nicht einfach die Notbremse ziehen, das steht unter Strafe. Denn einen fahrenden Lebenszug kann man nicht einfach so anhalten. Und manchmal ist mir der Zug auch einfach zu leer.

Und manchmal kommt dann auch ein Bahnhof, ein neuer Lebensabschnitt. Der Zug hält an und neue Leute steigen ein, manchmal müssen auch Leute aussteigen. Meist ist das dann ein Abschied für immer, denn noch mal genau den gleichen Bahnhof gibt es nicht. Der Zug des Lebens hat keinen Fahrplan. Da kann man noch so schön planen, man weiß nie, wie das Wetter wird und ob nicht ein Baum aufs Gleis gestürzt ist. Oder ob es Personen auf den Gleisen gibt oder einen Oberleitungsschaden. Oder irgendeine andere Verkettung unglücklicher Umstände.

Und ich wiederum glaube, dass diese Leute, diese Menschen, die eine Weile in deinem Zug mitfahren dürfen, jeder eine bestimmte Aufgabe hat. Der Zug besteht aus Waggons und Abteilen, es gibt z.B. ein Familienabteil, ein Abteil für Arbeitskollegen, ein Abteil für Freunde usw. Und jeder Mensch begleitet dich so lange wie du es brauchst.

Das klingt etwas egoistisch, ist aber so. Und als ich endlich angefangen habe, zu akzeptieren, dass diese Menschen gehen müssen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, geht es mir besser. Diese Menschen werden halt irgendwo anders jetzt mehr gebraucht als in meinem Leben. Es gibt kaum Menschen, die ein Leben lang bleiben. Sie bleiben immer nur genauso lang wie sie müssen. 

Ich habe es früher immer furchtbar schade gefunden, wenn ich es nicht geschafft habe, einen Kontakt aufrecht zu erhalten. Da war man monatelang, fast täglich zusammen, und dann ändert sich plötzlich dein Umfeld, die Aufgabe für diese Person ist gelöst und sie muss gehen. Man will den Kontakt halten, aber man schafft es nicht. Es wird nie wieder so intensiv sein wie früher, man kann gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, aber es wird nie wieder genau so sein. Man kann zwar Kontakt halten über Telefon und Briefe und neumodische Techniken, aber dieser Mensch sitzt halt nicht mehr im Zug neben dir, er musste aussteigen und ist jetzt etwas weiter weg und nicht mehr ganz so nah.

Seitdem ich akzeptiert habe, dass dies aber nicht schlimm ist, ist es viel einfacher geworden. Es ist doch ein tröstlicher Gedanke zu wissen, dass neue Leute kommen werden. Es werden neue Leute im nächsten Bahnhof zu steigen, diese werden mir bei meiner neuen Aufgabe helfen. Es werden genau immer die Leute kommen, die ich brauche.

Ja, auch wenn ich am Anfang die Menschen vielleicht nicht mag, die da in meinen Zug steigen, so werden sie mir helfen. Und wenn sie mir nicht im eigentlichen Sinne helfen und sie im nächsten Bahnhof schon wieder aussteigen, helfen sie mir immerhin meine Geduld zu stärken. Und sie helfen mir zu erkennen, dass ich vielleicht alleine viel stärker bin und alleine etwas schaffe, was ich mir nie zugetraut hätte. Denn man bekommt nur die Aufgaben im Leben, die man auch erfüllen kann.

Fazit: auf der einen Seite sollte man jeden Moment genießen, denn der Zug des Lebens ist immer in Bewegung (auch Stillstand ist eine Form der Bewegung) und es wird nie genau der gleiche Moment genauso wieder kommen. Und auf der anderen Seite sollte man einfach Vertrauen darin haben, dass man genau die richtigen Leute zur Seite gestellt bekommt. Alles im Leben geschieht aus einem bestimmten Grund, auch wenn sich der Sinn erst viel später erschliesst.

Denn alles was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

PS: So ihr Lieben, habt ihr auch einen Themenwunsch über den ich schreiben soll? Oder nennt mir 10 Wörter, ich bastele um diese Wörter meinen nächsten Beitrag für euch. Ich freue mich darauf. Bis dahin: Carpe diem!